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Systemische Therapie: Was sie ist, wie sie wirkt und wann sie helfen kann



Was ist Systemische Therapie?


Die Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes Psychotherapieverfahren, das den Menschen in seinen Beziehungen und Kontexten betrachtet. Der Kern dieses Ansatzes: Niemand lebt isoliert. Wir sind immer Teil von Systemen wie Familie, Partnerschaft, Freundeskreis oder Arbeitsumfeld.

Diese Systeme beeinflussen, wie wir fühlen, denken und handeln. Konflikte oder Symptome entstehen deshalb nicht nur „in uns“, sondern häufig in Wechselwirkung mit anderen. Die Systemische Therapie macht genau diese Zusammenhänge sichtbar – und eröffnet dadurch neue Lösungen.


Worin unterscheidet sich die Systemische Therapie von anderen Verfahren?


Während klassische Therapien wie Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse oft stark auf das Individuum fokussieren, erweitert die Systemische Therapie den Blickwinkel.

  • Probleme als Lösungsversuche: Verhalten, das heute hinderlich wirkt, hatte in der Vergangenheit meist eine sinnvolle Funktion.

  • Keine Defizite, sondern Muster: Symptome werden nicht als Fehler gedeutet, sondern als Hinweis auf innere Logik.

  • Stärken im Fokus: Anstatt nur Schwierigkeiten zu analysieren, werden Ressourcen und Fähigkeiten in den Vordergrund gestellt.


Ein positiver Nebeneffekt: Menschen erleben sich weniger als „falsch“. Das kann nicht nur heilsam sein, es liefert geradezu ein gutes Fundament um leichter neue, hilfreiche Muster zu entwickeln.


Für wen ist Systemische Therapie geeignet?


Die Einsatzmöglichkeiten sind breit gefächert. Sie eignet sich sowohl für Einzelpersonen als auch für Paare oder Familien. Typische Themen sind zum Beispiel:


  • wiederkehrende Konflikte in Partnerschaft oder Familie

  • Gefühle von Überforderung, Traurigkeit oder Angst

  • Grübelgedanken oder innere Blockaden

  • berufliche Krisen oder Entscheidungssituationen

  • Selbstwertprobleme und der Wunsch nach persönlicher Entwicklung

  • schwierige Lebensübergänge wie Trennung, Verlust oder Neubeginn

  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen


Wichtig: Es braucht nicht unbedingt eine „große Krise“. Auch wer einfach neugierig ist, seine Muster zu verstehen oder sich persönlich weiterzuentwickeln, profitiert von diesem Ansatz.


Wie läuft eine Systemische Therapie ab?


Eine systemische Sitzung ist kein starres Programm, sondern ein individueller Prozess. Im Zentrum steht das Gespräch – wertschätzend, urteilsfrei und in einem geschützten Rahmen.

Typisch sind besondere Fragen, die Denkmuster aufbrechen und neue Sichtweisen eröffnen, etwa:

  • „Wenn das Problem morgen verschwunden wäre – woran würden Sie es merken?“

  • „Welche Ihrer Stärken könnten Sie in dieser Situation einsetzen, die Sie bisher unterschätzt haben?“

  • „Wie würde jemand, der Sie gut kennt, Ihre Lage beschreiben?“


Solche Fragen wirken wie kleine Impulse, die neue Wege eröffnen. In meiner Praxis erlebe ich oft schon dadurch eine spürbare Entlastung beim Klienten. Und der ein oder andere Aha-Effekt war ebenfalls schon oft dabei.


Methoden und Werkzeuge in der Systemischen Therapie


Neben dem Gespräch gibt es verschiedene Methoden, die den Prozess unterstützen:


  • Aufstellungen (mit Figuren oder im Raum): Sie machen Beziehungsdynamiken sichtbar und eröffnen neue Perspektiven.

  • Genogramm-Arbeit: Familiengeschichten werden grafisch dargestellt, um Muster über Generationen hinweg zu erkennen.

  • Zirkuläres Fragen: Fragen lenken den Blick auf Sichtweisen anderer Beteiligter – oft überraschend erhellend.

  • Ressourcenarbeit: Fähigkeiten und Stärken werden bewusst gemacht und aktiviert.

  • Skalierungsfragen: Probleme oder Fortschritte werden auf einer Skala (z. B. 1–10) eingeschätzt, um Entwicklung sichtbar zu machen.


Diese Methoden sind keine „Rezepte“, sondern flexibel einsetzbare Werkzeuge- Immer angepasst an die jeweilige Person und Situation.


Vorteile der Systemischen Therapie


Die Systemische Therapie bietet mehrere besondere Stärken:

  • Ganzheitlicher Blick: Probleme werden im Zusammenhang mit Beziehungen und Lebensumfeld verstanden.

  • Wertschätzung statt Defizit: Schwierigkeiten gelten nicht als Fehler, sondern als Lösungsversuche.

  • Ressourcenorientierung: Der Fokus liegt auf dem, was funktioniert und stärkt.

  • Flexibilität: Je nach Bedarf können wenige Sitzungen reichen oder ein längerer Prozess sinnvoll sein.

  • Breites Einsatzfeld: Von Krisenbewältigung bis Selbstentwicklung – vieles findet hier Platz.


Gerade dieser positive, lösungsorientierte Ansatz macht es für viele Menschen leichter, sich auf Therapie einzulassen.


Ist Systemische Therapie wirksam?


Ja. Die Systemische Therapie ist seit 2008 wissenschaftlich anerkannt und gehört in Deutschland zu den Verfahren, die seit Juni 2020 auch von den Krankenkassen getragen werden. Studien belegen ihre Wirksamkeit unter anderem bei:

  • Depressionen

  • Ängsten

  • Essstörungen

  • psychosomatischen Beschwerden

  • Familien- und Paarkonflikten


Ich höre oft, dass die Haltung der Wertschätzung und Ressourcenorientierung entlastend wirkt. Denn es geht nicht nur um Probleme, sondern auch um die Fähigkeiten, die bereits vorhanden sind.


Beispiele aus der Praxis (anonymisiert)


  • Familienkonflikt: Eine Mutter und ihre Tochter geraten immer wieder in heftige Auseinandersetzungen. Durch eine Aufstellung wird sichtbar, wie unausgesprochene Erwartungen die Beziehung belasten. Neue Vereinbarungen helfen, Verständnis und Nähe zu stärken.

  • Berufliche Krise: Ein Klient fühlt sich in seinem Job gefangen. Mithilfe zirkulärer Fragen erkennt er, dass er seine Entscheidung stark an den Erwartungen anderer orientiert hat. Die Therapie eröffnet ihm den Mut, eigene Wünsche klarer zu formulieren.

  • Selbstwertthema: Eine Frau zweifelt ständig an sich. In der Ressourcenarbeit wird deutlich, wie viele Fähigkeiten sie bereits in anderen Lebensbereichen erfolgreich einsetzt. Diese Erkenntnis stärkt ihr Selbstvertrauen nachhaltig.


Wie lange dauert eine systemische Therapie?


Unterschiedlich. Es hängt maßgeblich davon ab, mit welchem Anliegen jemand in meine Praxis kommt. Es gibt Themen, insbesondere im Coaching, die innerhalb von 1-3 Sitzungen wichtige Impulse setzen und dem Klienten die ersten Ideen geben, wie sie mit ihren Herausforderungen nun neu umgehen möchten. Für alle Klienten gilt jedoch, dass sie sehr schnell ein Gefühl dafür bekommen, ob dieses Verfahren hilfreich für sie ist.



Fazit: Neue Perspektiven für Ihr Leben


Die Systemische Therapie lädt dazu ein, das eigene Leben in einem größeren Zusammenhang zu verstehen und dadurch neue Möglichkeiten zu entdecken. Sie ermutigt, nicht nur auf das Schwierige zu schauen, sondern auch auf Ressourcen, Beziehungen und die eigene Fähigkeit zur Veränderung.


Sie ist eine sehr wirksame Methode, sich sein Thema von einer neuen Seite anzusehen.


Wenn Sie neugierig geworden sind, lade ich Sie herzlich ein, Kontakt aufzunehmen. Gemeinsam können wir in einem geschützten Rahmen herausfinden, welche Perspektiven sich für Sie eröffnen.


 
 
 

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